Die Sage vom Edelacker in Freyburg (Unstrut) Schloß Neuenburg:

Wer die Stadt besichtigt, findet neben der Kirche ein Kunstgeländer mit der Sage vom Edelacker. Die Darstellungen wurden von einer Notgeldserie aus dem Jahre 1921 übernommen. Hier handelt es sich um Scherenschnitte von Walter Hege aus Naumburg.

Weitere Infos:

Die Notgeldserie:

5 x 50 Pfennig. Freyburg am 12. September 1921. Die amtliche Vorderseite ist jeweils identisch, lediglich die Farbe wechselt. Die Rückseite zeigt in fünf Bilder die Sage:

Landgraf Ludwig, der Eiserne, bestraft einen seiner Ritter, der sich gegen ihn vergangen. Darob empören sich die Übrigen.

Bei der Neuenburg trifft Ludwigs Heervolk mit Aufständigen zusammen und besiegt sie im Kampf.

Sie werden gefangen zur Burg geführt und der Eiserne Landgraf hält ein strenges Gericht über sie.

Er spannt sie vor einen Pflug, nimmt die Geißel, treibt sie mit Schlägen vorwärts und pflügt mit ihnen einen ganzen Acker.

Nie wollen die also Gezüchtigten sich wieder empören. Sie schwören aufs Neue dem Landgrafen die Treue.

Text der Notgeldscheine.

Fotoaufnahmen vom 12.07.2019, Ralf Hermes

Der Edelacker heute:

Die Sage vom Edelacker

Im Lande Thüringen regierte vor Jahren ein Landgraf. In seiner Jugend war er mild und gütig gegen Ritter und Bauern. Seine Ritter aber waren hochmütig, stolz und hart. Sie quälten die Bauern, wo sie nur konnten. Von Sonnenaufgang bis in die Nacht mußte der Bauer das Feld seines Herrn besorgen. Er hatte nicht Zeit, an den eigenen Acker zu denken. Hitze und Regen verdarben sein Korn und nicht selten litt er mit Frau und Kinder Hunger und Not. Wer dabei schwach wurde oder gar murrte, den schlugen die Herren noch mit Peitsche. Den Landgraf aber verlachten sie heimlich, nannten ihn spöttisch den Landgrafen Matz und taten nur, was ihnen gefiel. Einst hatte ein Ritter wieder einmal einen Bauern geschlagen. Der Landgraf ward zornig, sandte Boten aus und ließ den Übeltäter vor sich rufen, um ihn zu strafen. Da wurden alle Ritter aufsässig gegen ihren Herrn. Mit großer Kriegsmacht zogen sie zur Neuenburg heran. Der Landgraf aber überfiel mit seinen Kriegern ihre Scharen, bezwang sie alle und führte sie gefesselt nach der Neuenburg. Dort ward Gericht gehalten. Hart fuhr er die Bösewichte an: „Ihr habt den Eid gebrochen, den Ihr mir geschworen habt, drum könnte ich Euch alle töten. Tue ich das aber, so werden viele sagen: Er hat seine eigenen Diener getötet. Würde ich Euch zur Strafe von Euren Gütern etwas nehmen, dann hieße es am Ende, daß ich habgierig sei. Laß ich Euch aber ungestraft von dannen ziehen, dann würdet Ihr noch stolzer und noch übermütiger, Ihr würdet mich verlachen und noch böser werden; drum will ich Euch bestrafen, daß Ihr an mich denken sollt, solange Ihr lebt.“ Das Burgtor ward geöffnet und die Ritter in langer Reihe auf den Acker dicht dabei geführt. Je vier der Übeltäter spannte er an einen Pflug und pflügte jedesmal zwei Furchen. Ein Dienstmann hielt den Pflug, der Landgraf schwang die Geißel in der Hand. Manch Edelmann fiel da vor Scham und Anstrengung zur Erde, doch immer wieder trieb der Landgraf mit der Peitsche ihn empor. So pflügte er den ganzen Acker um. Auf den gepflügten Acker ließ der Landgraf Steine tragen und nannte ihn zum ewigen Gedächtnis „Edelacker“. Die hart gestraften Ritter aber mussten neue Treue schwören. Der Landgraf ward gefürchtet überall. Gar mancher Ritter war von nun an steht’s gerecht und milde, doch gab es viele, die voll Hass und Rachsucht waren. Die standen Tag und Nacht bereit, den Landgrafen nun umzubringen. Er aber war auf feiner Hut und ließ sich einen Eisenpanzer machen, den er von Stunde an verborgen unter seinem Kleide trug. Ergriff er einen, der ihm das Leben trachtete, den ließ er ohne Gnade hängen. Des Panzers wegen aber nannte ihn das Volk den Eisernen.

Quelle

Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937) von Alfred Nier

Interessante weiterführende Internetseite:

http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/legenden-maerchen-und-sagenmotive/der-edelacker.html

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